Ein paar Gedanken zur Musik (Teil2)

 

Angenommen man ist in Eile und holt sich schnell an der Imbissbude eine Kleinigkeit zum Essen. Man eilt weiter durch die Stadt und verschlingt schnell den Happen um sein Hungergefühl loszuwerden. Am Abend kocht man in aller Ruhe ein herrliches Menü und genießt es bei Kerzenlicht und schön dekoriertem Zimmer bzw. Tisch mit einem lieben Menschen. Gewiss ein krasser Unterschied zum "Mittagsmahl" und sicherlich viel wohltuender für Magen und Seele.

So kann die eine Art von Musik innerlich aufwühlen und uns eher aufpuschen und die andere  Art Musik bringt uns zur Ruhe und wir können entspannen. Auch erleben wir oft eine starke Verbindung bei Musikstücken, die wir in einer gewissen Situation gehört haben und assoziieren entweder was Schönes oder was Schlimmes damit.

 

Das macht sich die Musikindustrie auch zum Vorteil und gerade die Liebeslieder sind meist gut verkauft, weil man sie in gewissen Momenten hört und man diesen "Herzschmerz" liebt und gut dabei träumen kann.

 

Ich selber spiele hauptsächlich Klavier und konnte schon oft erleben, dass durch Musik die Herzen der Zuhörer geöffnet wurden und sie plötzlich ruhig wurden, weinen konnten; - es tat der Seele sichtlich wohl. 

 

Wer selber Musik macht und Stücke spielt, wird immer dadurch seine Gefühle und Gedanken zum Ausdruck bringen und erleben, dass sein Herz mit seinen oder anderen Werken zusammenfließen.

 

So hört man vieles aus Musik heraus. Dramatik, Freude, Verzweiflung, Trauer, Liebe, Glück, Frieden usw. sind oft die Basis in einem Stück. (Wird oft in Filmen sehr gut durch die Musik betont)

 

Wie setzt man aber nun Töne und Akkorde so zusammen, das sie das eine oder andere bewirken.

Das ist ein Geheimnis für die einen und das tägliche Brot für den Komponisten, denn Musik lebt erst, wenn man sie fühlt und jeder Schöpfer von Melodien und Werken, ist nie gefühllos beim Komponieren, abgesehen von der kommerziellen Musikindustrie.

 

Man kann es trainieren durch das Studieren der Harmonielehre und durch viel Übung und Fleiß; und doch bleibt es eine absolute Kunst, seine Zuhörer durch solch eine Melodie zu berühren.

Sich mit Tonlänge und -klänge, sowie mit Rhythmik und all den technischen Raffinessen auseinander zusetzen, ist zwar hilfreich und oft auch bitter notwendig beim Arrangieren, aber man verliert sich gewissermaßen auch zu oft im Detail und sieht vor lauter Bäume den Wald nicht mehr.

 

Man kann nicht sagen, "Hey, freue dich!...du musst erst die Mundwinkel hochziehen, dann die Augen weit öffnen, dann die Hände hochheben und laut Hurra schreien!"....

 

Ein Fußballfan macht das eigentlich automatisch und man muss es ihm nicht erklären wie es geht.

Musik kann man zwar analysieren, indem man sie versucht zu zerlegen und alles zu benennen und es vereinfacht auch das Zusammenspielen, jedoch brauchen gute Musiker nicht zwingend Noten, noch müssen sie sich erst über jedes Detail unterhalten. Sie setzen sich zusammen und jeder stimmt mit ein, aber leider geht auch diese Kunst mehr und mehr verloren und man ist zu oft nur noch ein Nachspieler von bestehenden Werken geworden und weniger ein Schöpfer von Neuen und eigenen. 

 

Sicher ist es genial, wenn man vom Blatt spielt und Werke nachfühlen kann, aber sind nicht grade die Musiker selbst zu Schöpfern geworden, die viel Fleiß und Training hatten?

Die große Gefahr beim Lernen, Studieren und stundenlangem Üben ist, dass man die Leidenschaft zur Musik verlieren kann und am Ende super technisch ist, aber keine Freude mehr dabei hat. Leider lernte ich viele solcher Musiker kennen und es ist ein großer Verlust, wenn man das Instrument nicht mehr zum Leben bekommt, weil man schon die ätzenden Übungsstunden vor Augen hat, wenn man das Instrument sieht.

 

Wer es sich bewahren konnte, weiß von was ich hier schreibe und die, welches es verloren haben, wissen es noch mehr. Wer Noten kann und ein Instrument erlernt hat, der hat was kostbares um Musik zu spielen und um sie auch zu schaffen. Sie lebt aber erst, wenn man sie fühlt und bleibt tot, wenn man sie nur "abspielt", denn Noten sind nicht die Musik, sondern lediglich ein Hinweis, wie die Musik klingen soll. Wie sie dann erklingt und ob sie Atmosphäre schafft, liegt am Musiker selber.

 

Jeder aktive Musiker sollte es einmal bedenken, warum er Musik macht und für wen er sie macht. Warum er sie liebt und was er damit bisher erreicht hat. Jeder sollte sich die Frage selbst beantworten und man wird staunen, dass man sich eher selten darüber Gedanken macht und es hilft auch dabei, sie neu und mit anderen Augen zu sehen.

 

Musik selber kann ein herrliches Werkzeug sein für vieles im Leben. Erst wenn man erkannt hat, dass sie nicht von Menschen ist und der Mensch auch nicht der Erfinder davon ist, dann kommt man schon eher an die Quelle, um Musik als eine Gabe und als ein Geschenk zu sehen.

Sei kritisch und sehr wählerisch in der Entscheidung was durch dein Ohr zu deinem Herzen fließt und nicht jede Musik ist unbedingt gute Musik, weil es dein Freund oder Kollege sagt. Finde selbst heraus, bei welcher Musik du eher ruhig wirst und Harmonie empfindest und welche dir echt auf den Keks geht, wobei deine persönliche Stimmung immer eine  sehr große Rolle spielt.

 

Musik kann Atmosphäre schaffen und deine Stimmung verbessern oder auch verschlechtern. Willst du unbedingt traurig sein, dann kann eben genau solche "traurige Musik" dich da in noch größere Traurigkeit bringen und eine fröhliche würde dir viel besser tun. Sicherlich alles eine Frage von Willen und auch von Lebensphilosophie, aber mal ganz ehrlich und Hand aufs Herz; welcher Mensch will schon ein angenehmes Gefühl mit einem verwirrenden tauschen und suchen wir nicht alle nach Zufriedensein und Wohlbefinden?

 

Manche Menschen denken von sich, sie sind unmusikalisch und bringen es nur auf die Reihe eine CD zu starten oder das Radio anzumachen. Ein Instrument haben sie nie erlernt oder den Versuch schnell aufgegeben. Man spricht von Talent und musikalisch sein, aber ich wage es zu behaupten, dass im Grunde jeder Mensch "Musik im Blut" hat, leider hatte nicht jeder Mensch von der Erziehung und durch sein Umfeld die Chance, mit Musik und der Musikalität vertraut zu werden. Ich will nicht abstreiten, dass ein Farbiger mehr Pepp und Gefühl in ein Gospelstück bringt wie vielleicht ich oder andere weiße Musiker, aber doch sollte man nicht das Vorurteil haben, das es nur die einen können und die anderen nicht.

 

Hinzu kommt immer auch das Üben und ohne das, wird man kein Meister, aber vertraut werden mit Rhythmik kann man schnell erlernen und muss nicht gleich studieren um mal einen Takt zu zählen. 

 

Charakter und das Umfeld mögen eine Rolle spielen, aber wenn man sich mit mehr Mut an die Sache herangetraut, wird man staunen, wie einfach es eigentlich ist. Man sollte nie unter Druck üben und es erlernen, weil gerade dann die Liebe zur Musik schlagartig sterben kann.

Man muss auch nicht unbedingt das Perfekte anstreben und vielmehr einfach mal sich etwas mehr mit dem Thema Musik auseinandersetzen, wenn man eher Anfänger und Hörer von Musik ist.

 

Druck macht steril und die alleinige Technik macht noch lange nicht Musik, die lebt und Atmosphäre schafft. Lass die anderen reden wenn sie sagen, "Du kannst das eh nicht!" Setze dich an das Instrument, welches dir gefällt. Baue eine Beziehung zum Instrument und lerne es kennen, vielmehr finde es  heraus, wann wie was klingt und wie du es verändern kannst. Ich habe ohne Unterricht Klavier gelernt und auch wenn es nicht besonders gut ist, habe ich gerade durch die Neugier und durch vieles Versuchen mein Instrument kennen gelernt und es wurde "vertraut".

 

Harmonie in der Musik ist der Schlüssel zu einer Musik, die Kraft hat und die nie ohne Reaktionen bleibt. Warum ist man unter anderem wohl auf die Idee gekommen auch mit Musik Menschen zu helfen, denen es seelisch sehr schlecht geht und die keine Ruhe finden. 

Ich bin davon überzeugt, dass wir das Repertoire und die Vielfalt von Musik bisher nur gestreift haben und auch wenn wir uns auf eine bestimmte Anzahl von Duren und Akkorden "begrenzen", ist es nicht ausschöpfbar durch die unbegreifliche Menge von Tonlängen, Klängen, Höhen, Tiefen ganz abzusehen von Rhythmen und Akzenten, laut und leise, schnell und langsam. 

Wenn der Wecker klingelt, um sagen wir 6h, dann ist die Zeit zwischen 6h bis 7h eventuell viel vollgepackter mit Dingen, die wir tun, als wenn wir die Zeit zwischen 3h und 4h nehmen, da ist es gewöhnlich sehr ruhig und still. 

 

Genauso in der Musik, da gibt es Takte mit viel Aktion und wieder Takte mit Pausen und Stille. Man kann so einem Stück gewaltig viel Ausdruck verleihen und Dynamik ist schwer zu erlernen und es ist viel Arbeit, ein Instrument dynamisch zu beherrschen. Wenn ich da an das Schlagzeug denke, sehe ich vor meinem Auge, wie ich oft versucht habe sehr leise zu spielen und dann noch im Takt zu bleiben. Wer Rhythmusinstrumente spielt, kann es gut nachvollziehen. Jedoch macht es einen enormen Unterschied, wenn man ein Stück mit oder ohne Dynamik spielt.

Man darf nur nie vergessen, dass nicht die Vielfalt alleine die gute Musik macht, sondern die passende Reihenfolge und die richtige Dynamik im richtigen Moment.

 

Weniger ist mehr! - aber was ist zuviel und wann hat man das richtige Maß für eine Melodie?

Sicherlich gehört das Feingefühl und vieles Hören anderer Musik dazu, um Ideen und Kreativität zu entwickeln und oft wird eine Melodie in einem bewegenden Moment geboren und manche Komponisten sind da von der Muse geküsst und schreiben ein Lied oder Stück in Minuten, während andere viele Wochen daran arbeiten.

 

Es ist gewiss eine Gabe und ich glaube man kann sie einsetzen und erweitern, oder sie stirbt im Kern, weil man sie nie einsetzt. Musik soll und will unser Leben bereichern, verbessern und begleiten. 

 

"Hier wird gesungen und gespielt, hier lasse ich mich nieder, denn böse Menschen haben keine Lieder."